Schulden von Unternehmen und Privaten steigen stärker als das bip

In der Schweiz hat es die öffentliche Hand (Bund, Kantone, Gemeinden) nach 2004 geschafft, den Anstieg der Staatsverschuldung zu stoppen. Ja es ist der öffentlichen Hand sogar gelungen, Schulden abzubauen. Die Corona-Pandemie hat diesen Prozess zwar unterbrochen, mit etwas Glück aber nur vorübergehend.

Ganz anders präsentiert sich die Situation bei den Unternehmen und bei den Privaten Haushalten. Die Schulden wachsen munter weiter; sie wachsen insbesondere deutlich stärker als das Bruttoinlandprodukt (BIP)!

Besonders ausgeprägt ist der Anstieg der Unternehmensschulden in Form von Schuldtiteln und Krediten. Vom 31.12.2002 bis zum 31.12.2022 haben die Schulden der nicht finanziellen Unternehmen, also jener ausserhalb des Finanzsektors (Banken, Versicherungen, Anlagefonds), um mehr als 180% (+184,17%) zugelegt, konkret von CHF 388.156 Mia. auf CHF 1'103.022 Mia. Die Schuldenquote (Unternehmensschulden in Relation zum BIP) hat sich von 80,44% auf 143,24% erhöht. Wie die Finanzierungsrechnung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) offenlegt, haben sich die Unternehmen in der Schweiz massgeblich bei ihren Mutter-/Tochtergesellschaften im Ausland refinanziert. Rund die Hälfte des Schuldenwachstums der letzten zwanzig Jahre gehört in diese Kategorie.

Auch die Verschuldung der Privaten Haushalte (inkl. Private Organisationen ohne Erwerbszweck, POoE) schreitet unaufhaltsam voran, von CHF 496,393 Mia. (Ende 2002) auf CHF 989.00 (Ende 2022). Rechnete sich Ende 2002 noch eine Privatschuldenquote (Schulden der Privaten Haushalte und POoE im Verhältnis zum BIP) von 102,87%, lag diese Ende 2022 bei 128,54%.

Die Entwicklung der Staats-, Unternehmens- und Privatschulden seit 2002 präsentiert sich wie folgt:

    Ausgesprochen hohe Hypothekarverschuldung der privaten Haushalte

    Per 31.12.2022 summierten sich die Kredite der Privaten Haushalte (ohne POoE) auf CHF 974.256 Mia. Davon waren CHF 922.949 Mia. Hypotekarkredite, CHF 18.853 Konsumkredite (Kleinkredite, Leasingverpflichtungen) und CHF 33.454 Mia. übrige Kredite (v.a. Lombardkredite). Als Hypothekarkreditgeber stehen die Banken mit einem Marktanteil von rund 92,50% unangefochten an erster Stelle, gefolgt von den Versicherungen (inkl. Pensionskassen).

    Die hypothekarische Pro-Kopf-Verschuldung per 31.12.2022 rechnet sich mit CHF 104'729.09.

    Die Verpflichtungen der Privaten Haushalte (Kredite plus «sonstige Verpflichtungen» haben sich in den letzten zwanzig Jahren wie folgt entwickelt:

      Schweiz mit der weltweit höchsten Privatschuldenquote

      Mit einer Privatschuldenquote (inkl. POoE, ohne sonstige Verpflichtungen) von 128,54% steht die Schweiz per 31.12.2022 weltweit an erster Stelle! Laut Erhebungen der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) weisen - ausser der Schweiz - nur noch Australien (118.8%) und Canada (102.4%) Privatschuldenquoten von mehr als 100% aus.

      Bemerkenswert ist die Divergenz zwischen Staats- und Privatschuldenquote: Japan, Griechenland und Italien, die bei der Staatsschuldenquote die Plätze 1, 2 und 3 belegen, weisen Privatschuldenquoten von weniger als 70% aus (Japan: 68,2%, Griechenland: 45,2%, Italien: 40,7%). Man könnte fast meinen, dass hohe Staatsschuldenquoten argwöhnisch machen und Private Haushalte anhalten, sich nicht allzusehr zu verschulden.

      Hohen privatschulden stehen in der Schweiz hohe PrivatVermögen gegenüber

      Die Privaten Haushalte in der Schweiz sind zwar eine Art «Schulden-Weltmeister» . Sie sind aber auch so etwas wie «Vermögens-Weltmeister». So weist die Finanzierungsrechnung der SNB für die Privaten Haushalte (ohne POoE) per Ende 31.12.2022 ein Finanzvermögen von CHF 2'968.058 Mia. und ein Immobilienvermögen von weiteren CHF 2'550.119 Mia. aus.  Nach Abzug der Kreditschulden von CHF 974.256 Mia. bleibt ein Reinvermögen von CHF 4'543.921 Mia. Berücksichtigt man auch die übrigen Verpflichtungen von CHF 17.703 Mia., rechnet sich ein Reinvermögen von CHF 4'526.218 Mia. 

        Erfahren Sie mehr zum Finanz- und Immobilienvermögen der Privaten Haushalte auf der Seite Privatvermögen Schweiz!

        Voraussichtliches Update: Mitte Juni 2024