Schweizerische nationalbank: Hüterin der geld- und währungspolitik

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist die Zentralbank der Schweiz. Sie verfügt über das Banknotenmonopol und hat den Auftrag, die Geld- und Währungspolitik des Landes zu führen. Verfassung und Gesetz schreiben vor, dass die SNB ihren Auftrag unabhängig erfüllt, sich mit dem Bundesrat regelmässig austauscht, gegenüber der Bundesversammlung Rechenschaft ablegt und die Öffentlichkeit laufend über ihre Tätigkeit informiert.

Seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im Sommer/Herbst 2007 ist der starke Schweizerfranken regelmässig in den Schlagzeilen.

Dem Aufwertungsdruck begegnet die SNB mit Devisenkäufen (USD, EUR, JPY, GBP, CAD, usw.). Zwischenzeitlich − vom 06.09.2011 bis zum 14.01.2015  − verteidigte die SNB zum Euro gar einen expliziten Mindestkurs von 1.20. Am  18.12.2014 hat die SNB ihren damaligen Leitzins (3-Monate-LIBOR) ins Minus gedrückt . In der Folge belastete die SNB die Giroguthaben von Banken und anderen Finanzintermediären, die eine Freigrenze überstiegen, mit einem Nagativzins von –0,75%. Am 23.09.2022 gab die SNB das Negativzinsregime auf. Vom 23.06.2023 bis zum 21.03.2024 gat eom SNB-Leitzins von 1,75%. Per 22.06.2024 senkte die SNB den Leitzins auf 1,50%.

SNB-Aktiven: Entwicklung der drei Hauptpositionen

Die SNB-Aktiven lassen sich unterteilen in die Währungsreserven (Devisenanlagen), die Goldforderungen und die übrigen Aktiven. Seit dem 31.12.1996 haben sich die drei Hauptpositionen wie folgt entwickelt:

    Bis zum 31.12.2008 haben sich die Devisenanlagen (Währungsreserveren) der SNB kaum verändert.  Am 31.12.1996 wurden sie mit CHF 49.3 Mia. ausgewiesen und am 31.12.2008 mit CHF 47.4 Mia. Gemessen an der Bilanzsumme war der Anteil sogar rückläufig (Ende 1996: 68,01%, Ende 2008: 22,01%). Ihren bisherigen Höchststand erreichten die Devisenanlagen am 31.01.2022 mit CHF 976.955 Mia. Seither hat die SNB ihre Devisenbestände deutlich abgebaut, per 31.03.2024 bis auf CHF 741.202 Mia.

    SNB-devisenportfolio: wÄHRUNGEN

    Ende März 2024 hielt die SNB USD-Anlagen von 301.687 Mia. (CHF: 252.874 Mia.) und EUR-Anlagen von 275.838 Mia. (CHF 255.879). Gemessen am gesamten Devisenportfolio von CHF 677.396 Mia. sind dies 37,61% (USD) bzw. 37,88% (EUR). Beim Währungspaar USD/CHF scheinen die SNB-Deviseninterventionen (Kauf von USD gegen CHF) die erhoffte Wirkung gebracht zu haben. Zumindest ist es so, dass USD/CHF seit Ende 2016 nicht mehr stark von der Kaufkraftparität abwichen. Beim Währungspaar EUR/CHF ist man von einer «fairen» Bewertung nach wie vor recht weit entfernt.

        SNB-Devisenportfolio: Anlageklassen

        Per 31.03.2024 hielt die SNB rund 75% ihrer Devisenanlagen in Form von Anleihen, davon rund 64% in Staats-Anleihen (CHF 474.4 Mia) und 11% in übrigen Anleihen (CHF 81.5 Mia). Rund 25% waren Aktienanlagen (CHF 185.3 Mia.).

        Ende März 2024 waren gut 45% der USD-Anlagen und rund 70% des Aktienportfolios in US-Aktien investiert. Die drei grössten US-Einzelpositionen waren Microsoft (USD 8.896 Mia.), Apple (USD 7.543 Mia.) und Nvidia (USD 6.684 Mia.).

          SNB-Passiven: Entwicklung der drei Hauptpositionen

          Die Hauptpositionen der SNB-Passiven (Giroguthaben der Inlandbanken, Notenumlauf, übrige Passiven) haben sich seit dem 31.12.1996 wie folgt entwickelt:

              Kauft die SNB fremde Währungen (Devisen), erhöhen sich im Gegenzug die Giroguthaben der Banken. Die Giroguthaben der In- und Auslandbanken sowie der Notenumlauf bilden zusammen die Notenbankgeldmenge.

              Weitet die SNB die Notenbankgeldmenge aus, erhöht sich im Schweizer Bankensystem der Bestand an liquiden Mitteln. Die Fähigkeit der Banken (Geschäftsbanken), Kredite und andere Finanz- und Sachanlagen zu tiefe(re)n Zinsen zu finanzieren, nimmt zu. Dies stimuliert die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern und mithin die gesamtwirtschaftliche Produktion und die Beschäftigung. Höhere Einnahmen bei Unternehmen, Privaten Haushalten und beim Staat führen – alles in allem – zu höheren Liquiditätsbeständen im Nichtbankensektor.

              Geldmengenaggregate: Notenbankgeldmenge, M1, m2, M3

              Halten die Nichtbanken die Liquidität in Form von Bargeld und jederzeit verfügbaren Bankeinlagen (Sichteinlagen), sagt man, es handle sich um die Geldmenge M1. Addiert man zur Geldmenge M1 die kündbaren Bankeinlagen (Spargelder), erhält man die Geldmenge M2. Die Geldmenge M3 umfasst schliesslich auch noch die während der Anlagedauer unkündbaren Bankeinlagen (Festgelder, Termingelder).

              Das folgende Diagramm zeigt, wie stark die Entwicklung der Notenbankgeldmenge (NBG) auf die Geldmengenaggregate M1, M2 und M3 durchschlägt bzw. durchgeschlagen hat.

                Starkes Geldmengenwachstum bedeutet Inflationsgefahr

                Wächst die Geldmenge stärker als die reale Wirtschaft, droht im Sinne der Geldtheorie Inflation:

                  Mit Ausnahme der Zeitabschnitte 1989 bis 1994 und 2019 bis 2023 ist die Geldmenge M3 stärker gewachsem als das reale Bruttoinlandprodukt (BIP-real), besonders ausgeprägt in den den Perioden 1984 bis 1989 und 2009 bis 2014. Das hätte - alles in allem einen Inflationsschub anstossen müssen.  Aber nichts dergleichen geschah. In der Schweiz entwickelten sich die Teuerungsraten ausgesprochen moderat. Stark angestiegen sind stattdessen die Vermögenspreise, insbesondere die Preise für Immobilien und Aktien.

                  Der jüngste Anstieg der Konsumentenpreise hat jene aufgeschreckt, die den Glauben an die Geldtheorie (längst) verloren haben. Womöglich leben wir in der Schweiz auf der «Insel der Glückseligen». Im EUR-Raum ist die Jahresteuerung zwischenzeitlich auf über über 10% hochgeschnellt, in den USA auf rund 9%. Inzwischen zeigt der Trend deutlich nach unten. Ob das so bleiben wird, wird sich zeigen. Ein wenig Skepsis ist durchaus angebracht.

                  Voraussichtlich nächstes Update: Mitte Juni 2025