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Ein CH-Bondportfolio – aufgebaut am 31.12.1925 mit einer Einmaleinlage von CHF 100.00 – hätte sich gemäss Berechnungen der Banque Pictet & Cie SA bis zum 31.12.2022 zu einem Vermögen von CHF 4'328.57 entwickelt. Das entspricht einer mittleren Jahresrendite (Total Return) von 3,96%. Teuerungsbereinigt ergibt sich für die letzten 97 Jahre eine mittlere Jahresrendite (Realrendite) von 2,02%.
Für die letzte Dekade (2013-2022) rechnet sich für den CH-Obligationenmarkt eine mittlere Jahresrendite von –0,33%. Teuerungsbereinigt entspricht dies einer Jahresrendite (Realrendite) von –0,69%. In der Geschichte der Pictet-Datenreihe ist es die erste Zehnjahresperiode mit einer Minusrendite.
Mit einer Jahresrendite (Total Return, SBI Domestic AAA-A) von –13,31% steht das CH-Bondjahr 2022 auf Rang 97 (von 97). Vor einem Jahr habe ich mich an dieser Stelle wie folgt geäussert: «Rechnet man nach und nach mit einem Anstieg der Verfallrenditen, werden die Couponzahlungen nicht ausreichen, um die absehbaren Kursverluste auszugleichen. Bond-Portfolios mit mittleren und langen Laufzeiten werden negativ performen.» Eine Minusrendite von sage und schreibe (–)13,31% habe ich allerdings nicht erwartet. Dennoch: Mit ein bisschen Finanzmathematik ist die Korrektur leicht nachvollziehbar: Eine Obligation mit einem Null-Prozent-Coupon und einer Restlaufzeit von acht Jahren verliert bei einem Anstieg der Verfallrendite auf 2% rund 14%.
Das beste CH-Bondjahr war notabene 1975 mit einer Rendite (Total Return) von +16,58%.
Wie das obige Diagramm veranschaulicht, ist das Verlustrisiko an sich gering. In den letzten 97 Jahren weist der CH-Bondmarkt nur elfmal eine Negativrendite auf. Das historische Verlustrisiko beträgt mithin 10,42% (11/97).
Für den Betrachtungszeitraum (1926-2022) lässt sich eine jährliche Standardabweichung von 3,96% bestimmen. Bei einer nachhaltigen CH-Bondrendite von 3,96% bewegen sich künftige CH-Bondrenditen mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 68% innerhalb einer Bandbreite von 0,00% bis +7,92% (3.96 –/+3.96). Mit einer Wahrscheinlichkeit (WS) von rund 95% rechnet sich eine Bandbreite von –3,96% bis +11,88% (3.96 + 2x–/+3.96). Im Modell der Normalverteilung hat ein Jahresverlust von (–)13,31% eine WS von 0,00%!!!
1990 rentierten zehnjährige CH-Bundesanleihen im Jahresmittel mit 6,45%. Danach zeigte der Zinstrend während rund 30 Jahren unerbittlich nach unten. Jedes neue Zinstief lag unterhalb des alten Zinstiefs, jedes neue Zinshoch notierte tiefer als das alte Zinshoch. Dieser Negativtrend scheint nun gebrochen und es zeichnet sich in allen wichtigen Währungen eine Rückkehr zum Mittelwert ab (bei zehnjährigen CH-Bundes-Anleihen in Richtung 3,5%). Das könnte manche Schuldner (hoch verschuldete Staaten und Unternehmen) arg in Nöte bringen.
Mit Obligationen dürfte derzeit und bis auf weiteres kein Staat zu machen sein, auch wenn viele Marktbeobachtger und Analysten dies anders sehen.