Kundengelder

Kundengelder wurden bis Ende 2014 in folgenden drei Passivpositionen ausgewiesen: Verpflichtungen gegenüber Kunden in Spar- und Anlageform, Übrige Verpflichtungen gegenüber Kunden, Kassenobligationen.

Die seit 2015 gültigen Rechnungslegungsvorschriften für Banken, Effektenhändler, Finanzgruppen und -konglomerate unterscheiden nur noch zwischen Verpflichtungen aus Kundeneinlagen und Kassenobligationen. Aus den Einzelabschlüssen ist deshalb die Aufteilung in kündbare Gelder (Spargelder) einerseits und Sicht- und Zeitgelder (übrige Verpflichtungen) andererseits nicht mehr ersichtlich. Das ist nicht wirklich ein Fortschritt. Schön, dass die SNB die Fortführung der Datenreihen trotzdem sicherstellt ...

Im Folgenden halte ich mich an die vertraute Dreiteilung in Spargelder, Sicht- und Zeitgelder sowie Kassenobligationen.

Kundengeldsätze lösen sich vom historischen Tief ...

Die durchschnittliche Verzinsung für Spargelder seit 1830 rechnet sich mit 3,20%, jene für Kassenobligationen seit 1870 mit 3,66% und jene für 3-Monats-Festgelder seit 1900 mit 2,23%. Seit es Zinsaufzeichnungen gibt, waren die Kundengeldsätze noch nie so tief wie im Jahr 2021. Im Jahr 2022 zeigen die Zinssätze für Bankeinlagen wieder leicht nach Norden. Von einer «Normalisierung» kann allerdings keine Rede sein.

    kurze Anbindung der Kundengelder ...

    Der «Fall» der Credit Suisse hat es krass vor Augen geführt: Banken sind pozenziell illiquid! Das ist zwar keine neue Erkenntnis. Die Tiefzinspolitik der Notenbanken weltweit hat jedoch dazu beigetragen, dass das Illiquiditätsrisiko der Geschäftsbanken gross und grösser geworden ist.  

    Wie das nachstehende Diagramm zeigt, hat sich die Kundengeldstruktur seit 2002 deutlich verändert (verschlechtert). Vor 20 Jahren, Ende 2002, machten die jederzeit abrufbaren Sichtgelder noch 19,34% der Kundengelder aus. 43,24% der Kundengelder waren Zeitgelder, 33,43% Spargelder und 4,00% Kassenobligationen. Bis Ende 2021 hat sich der Anteil der Sichtgelder (61,86%) mehr als verdreifacht, während der Anteil der Zeitgelder (12,12%) um das rund dreieinhalbfache gesunken ist. Aber auch der Anteil der Spargelder (25,72%) und der Kassenobligationen (0,30%) ist deutlich tiefer als 2002. Im Jahr 2022 hat sich die Fristigkeit der Kundengelder leicht verbessert: Sichtgelder (57,03%), Zeitgelder (17,37%), Spargelder (25,26%), Kassenobligationen (0,34%).

    Tatsache bleibt, dass mehr als 90% der Kundengelder innert drei Monaten abrufbar sind. Will man Geschäftsbanken stabiler machen, führt an einer beherzten Neugestaltung der Kundengeldstruktur nichts vorbei. Die Problematik der (zu) tiefen Eigenkapitalquoten (Rubrik: Bilanz, Bilanzentwicklung) haben wir bereits erwähnt.  

      «Sparparadoxon» ...

      Lange Zeit liess sich bei den Spargeldern eine besondere Art von «Sparparadoxon» beobachten. Sinkende Zinsen führten zu einem Zufluss von Spargeldern, steigende Zinsen zu einem Abfluss. Seit Ende 2015 gilt dies nur noch bedingt. Die Spargelder sind – so oder so –stark rückläufig. Aber eben: Wenn Spargelder keinen Zins mehr abwerfen, kann man seine Ersparnisse ebensogut auf einem kündigungsfreien Kontokorrent- oder Privatkonto parkieren. 

        Hohe Wartegeldpositionen auf Sicht und auf Zeit ...

        Per 31.12.2022 weist die schweizerische Bankenstatistik Sicht- und Zeitgelder von CHF 1'409.855 Mia. aus. Davon qualifizieren sich CHF 1'080.684 Mia. als Sicht- und CHF 329.171 Mia. als Zeitgelder.

        Über Sichtgelder können die Bankkunden bekanntlich sofort verfügen. Aber auch Zeitgelder sind zu einem grossen Teil kurzfristig angelegt. Ende 2022 hatten 60,46% der Zeitgelder eine Restlaufzeit von weniger als drei Monaten. Entsprechend hoch ist das Abrufrisiko.

        Sichtgelder – das gilt auch für kurzfristige Zeitgelder und einen Teil der Spargelder – sind «Wartegelder». Steigende Zinsen führen zu bankinternen Umschichtungen in längere Laufzeiten oder sie führen zu einem Abfluss in Richtung fest verzinsliche Obligaionen-Anleihen. Unter dem Strich verteuert sich die Refinanzierung.  

          Privatkundenlastige Inland-Kundengelder ...

          Gut 70% (71,49%) der Kundengelder sind Inlandgelder. Diese wiederum gehen zu 60% (60,02%) aufs Konto der Privatkunden. Nicht finanzielle Unternehmen steuern rund 20% (20,06%) bei und finanzielle Unternehmen gut 15% (15,35%). 

            Marktanteile im Geschäft mit Inland-Kundengeldern

            Je rund 30% der Inland-Kundengelder sind bei den Kantonalbanken (30,39%) und bei den Grossbanken (29,18%) platziert. Die Raiffeisenbanken ziehen 14,68% der Inland-Kundengelder an, die Regionalbanken 5,95% und die Übrigen Banken 19,80%. 

              Beachten Sie auch folgende Seite:

              BANKENEINLAGEN SCHWEIZ 1926 FF.