Für Erstbesucher

Lesen Sie zunächst die einführenden Erläuterungen zum Aktienbarometer Schweiz!

Meine Einschätzungen verstehen sich als Beitrag zur Meinungsbildung – nicht mehr, aber hoffentlich auch nicht weniger. Finanzmärkte im Allgemeinen und Aktienmärkte im Besonderen verhalten sich zu oft wie ungezogene Kinder. Sie halten sich nicht gerne an Regeln, auch wenn diese zuweilen durchaus vernünftig erscheinen.

Ich halte mich im Folgenden konsequent an den Swiss Performance Index (SPI). Der SPI ist bekanntlich ein Total Return Index und umfasst alle (rund 215) an der SIX primär kotierten Aktien (ohne Investmentgesellschaften). Er zeigt die Entwicklung des Aktienmarktes Schweiz unter der Annahme, dass die geleisteten Bruttodividenden unmittelbar reinvestiert werden.

aktienbarometer Schweiz per 30.06.2021: Die lange Sicht

Am Mittwoch, 30. Juni 2021, schloss der SPI mit 15'347.05 Punkten. Gemessen am «neutralen» Wert (Mittelwert) meines Trendkanals von aktuell 12'517.83, entspricht dies einer «Überbewertung» von22,60%. Das unmittelbare Korrekturpotential – hin zur Trendkanalmitte – rechnet sich mit (–)18,43%.

Der Erwartungswert per Ende Jahr (31.12.2021) beträgt 13'016.15 Punkte.  Ausgehend von der aktuellen Notierung (15'347.05) entspräche dies einem Verlust von (–)15,19%. Die Wahrscheinlichkeit (WS) einer Jahresschlussnotierung von mehr als 15'000 Punkten rechnet sich mit rund 20%. Eine WS von ebenfalls rund 20% hat eine Jahresschlussnotierung von weniger als 11'000 Punkten.

Der Erwartungswert per Ende 2026  das entspricht einem Anlagehorizont von rund 5.5 Jahren – beträgt gut 19'000 (19'005.58) Punkte. Ausgehend von der aktuellen Notierung (15'347.05), ergäbe sich so eine mittlere Jahresrendite (Total Return) von 3,96%.  

Mit einem unmittelbaren Korrekturpotential von (–)18,43% signalisiert mein Trendkanal-Aktienbarometer eine «starke Überbewertung». Eine Überbewertung dieses Ausmasses ergab sich letztmals Mitte September 2008 – mitten in der Talfahrt im Kontext der Finanzmarktkrise.

    Zwischenergebnis: Aktuell markiert mein Trendkanal-Barometer eine starke – aber keine markante oder gar irrationale –Überbewertung. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich in den nächsten fünf Jahren mit einer mittleren Jahresrendite (Total Return) von deutlich unter 5% begnügen muss, ist hoch. Dennoch: Auch für defensive Investoren macht ein Aktienanteil von rund einem Drittel nach wie vor Sinn. Wer neu einsteigen will, ist aber wohl reichlich spät dran.

     

    aKTIENBAROMETER sCHWEIZ PER 30.06.2021: Die mittlere Sicht

    Aufgrund der Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate rechnet sich per 30.06.2021 ein Markt-P/E (Markt-KGV) von 21.00.  Entsprechend wird am CH-Aktienmarkt im Schnitt rund 21-mal der erwartete Gewinn bezahlt. Gemessen am mittleren P/E (KGV) von rund 16.0, ist der CH-Aktienmarkt zurzeit (30.06.2021) gut 30% (31,25%) zu «teuer». Das unmittelbare Korrekturpotential – hin zu einem mittleren KGV von 16.0 – rechnet sich mit (–)23,80%.

    Das aktuelle P/E von 21.00 notiert oberhalb des «kritischen Werts» von 19.2, den wir seit April letzten Jahres die meiste Zeit überschritten haben. Wie das folgende Diagramm zeigt, ist die Schwelle von 19.2 Ende der 1990er-Jahre deutlich überschritten worden. In der Folge ist der SPI zweimal (Sommer/Herbst 1998, Sommer/Herbst 2000 bis Frühjahr 2003) kräftig eingebrochen. Grosse Korrekturen können aber auch bei weit tieferen Markt-P/Es (Mai 2007: 16.03) ausgelöst werden! Der mittelfristige Trendkanal deutet an, dass es bis zu einer möglichen (starken) Korrektur kaum mehr Luft nach oben hat. Sollte der SPI im Verlaufe dieses Jahres in den Bereich von 16'000 SPI-Punkten vorstossen, wäre das Ende der Fahnenstange vorderhand wohl erreicht.

      Unterstellt man ein nachhaltiges Markt-P/E (Markt-KGV) für den Aktienmarkt Schweiz von 16.0, ergibt sich per 30.06.2021 ein «fairer» Indexstand für den SPI von knapp 11'700 (11'694.40) Punkten. Basierend auf einer Standardabweichung von 3,2 P/E-Punkten rechnet sich für den SPI mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 68% eine Bandbreite von 9'355.52 bis 14'033.28 Punkten.

      Am Mittwoch, 30. Juni 2021, notiert(e) der SPI ausserhalb der oberen Bandbreite. Und – wie gesagt – bis zu einer (grösseren) Korrektur gibt es womöglich nur noch sehr wenig Luft nach oben.  

        Zwischenergebnis: Gemessen an den erwarteten Gewinnen für die kommenden 12 Monate, ist der Aktienmarkt Schweiz stark überbewertet und mithin ausgesprochen korrekturanfällig. Mit einem Anlagehorizont von ein paar Monaten bis zu zwei, drei Jahren ist hohe Wachsamkeit angesagt.
          

        aKTIENBAROMETER sCHWEIZ PER 30.06.2021: dIE KURZE sICHT

        Nimmt man das nachstehende Diagramm zum Nennwert, lassen sich wenigstens drei Aussagen machen:

        1. Der Widerstand von rund 13'600 Punkten, der sich im ersten Quartal 2021 abzuzeichnen schien, ist Makulatur. Ins Blickfeld gerät deshalb der «kurze Trendkanal». Aber auch dieser deutet an, dass die Fahrt nach oben schon sehr bald ins Stocken geraten könnte.

        2. Für das Ausmass einer möglichen Korrektur stehen zwei Marken: zum ersten die (alte) Widerstandslinie von rund 13'600 SPI-Punkten und mithin das untere Ende des Trendkanals per Ende 2021, zum zweiten die Marke von ca. 11'000.00 SPI-Punkten (Widerstandslinie aus dem Jahre 2018).

        3. Die 20-Tage-Volatilität notiert(e) am 30. Juni mit sehr tiefen 6,86%. Tiefe Volatilitäten deuten bekanntlich auf eine gewisse Sorglosigkeit der Marktteilnehmer hin. Aber eben: Sorglosigkeit ist an den Aktienbörsen eher die Regel als die Ausnahme. 

          Dass die Luft nach oben ausgesprochen dünn ist, zeigt auch der nachstehende Bollinger-Chart.

          Wie ersichtlich, bewegt sich der SPI – praktisch seit Anfang Jahr – am oberen Ende oder sogar ausserhalb des Bollinger-Bandes. Ein «Anschlagen» am oberen Ende kann einen Abprall auf das untere Bandende bedeuten. Aus dieser Optik scheint es angezeigt, sich mit einer Korrektur in Richtung 12'000 SPI-Punkte auseinanderzusetzen und Vorsorge zu treffen.

            Zusammenfassung

            Die lange, die mittlere und die kurze Sicht weisen übereinstimmend auf eine starke Überbewertung und mithin eine hohe Korrekturanfälligkeit des Aktienmarktes Schweiz hin. Nimmt man zur Kenntniss, dass der SPI in den Monaten August und September im langen Schnitt negativ performt, könnte das Ende der Hausse schon sehr bald anstehen.  

            Ich persönlich halte – nach wie vor – an meinen (überwiegend defensiven) Aktienpositionen fest. Gleichzeitig halte ich die Liquidität hoch, um bei einem allfälligen Einbruch die eine oder andere Position aufzustocken. Eine Absicherung mittels Put-Optionen und Short-Mini-Futures behalte ich stets im Auge.

            Zizers, 02. Juli 2021

            Hier notabene mein «defensives Ranking» der SMI-Titel per 30.06.2021: 

              Voraussichtlich nächstes Update: Anfang Oktober 2021