Für Erstbesucher

Lesen Sie zunächst die einführenden Erläuterungen zum Aktienbarometer Schweiz!

Zizers, 16.12.2024

Max Lüscher-Marty

Vorbemerkung

Meine Einschätzungen verstehen sich als Beitrag zur Meinungsbildung – nicht mehr, aber hoffentlich auch nicht weniger. Finanzmärkte im Allgemeinen und Aktienmärkte im Besonderen verhalten sich zu oft wie ungezogene Kinder. Sie halten sich nicht gerne an Regeln, auch wenn diese zuweilen durchaus vernünftig erscheinen.

Ich halte mich im Folgenden an den Swiss Performance Index (SPI). Der SPI ist ein Total Return Index und umfasst alle (rund 215) an der SIX primär kotierten Aktien (ohne Investmentgesellschaften). Er zeigt die Entwicklung des Aktienmarkts Schweiz unter der Annahme, dass die geleisteten Bruttodividenden unmittelbar reinvestiert werden.

6,93% Zwischen-performance (YTD) per 13.12.2024

Am Freitag, 13.12.2024, notierte der SPI bei Börsenschluss mit 15'581.70 Punkten. Das entspricht einer aufgelaufenen Jahresrendite (YTD) von 6,93%. Angesichts einer Zwischenrendite per 30.08.2024 von 13,63% (Tageshöchst: 16'557.98) ist das ziemlich ernüchternd.

Enttäuschende Oktober- und Novemberrendite

Der September ist bekanntlich der schlechste Börsenmonat. Gemessen am SPI-Monatsmittel (1987 bis 2023) von –1,24% lag das diesjährige Septemberminus (–1,59%) noch einigermassen im Rahmen. Dann aber der «Hammerschlag»: Oktober (–3,27%!), November (–0,25%). Und auch der bisherige Dezemberverlauf macht keine Freude (–0,58% per 13.12.2024).

Um die mittlere SPI-Jahresrendite (1987 bis 2023) von 8,51% zu erreichen, bräuchte es per 30.12.2024 einen Indexstand 15'811.70 Punkten. Ohne die eine oder andere gute Nachricht, die zudem positiv interpretiert wird (z.B. Zinsentscheid des US-Fed am Mittwoch, 18.12.), wird diese Marke nicht zu erreichen sein. 

aktienbarometer Schweiz per 13.12.2024: Die lange Sicht

Am Freitag, 13.12.2024, schloss der SPI mit 15'581.70 Punkten. Gemessen am «neutralen» Wert (Mittelwert) meines Trendkanals von aktuell 16'300.51 SPI-Punkten, rechnet sich für den CH-Aktienmarkt eine Unterbewertung von (–)4,41% (15'581.70 ÷ 16'300.51 –1):

Das unmittelbare Erholungspotential (hin zum Mittelwert) beträgt 4,61% (16'300.51 ÷ 15'581.70 –1): 

    Wer wirklich langfristig denkt und darauf vertraut, dass der CH-Aktienmarkt einem nachhaltigen – wenn auch volatilen – Aufwärtstrend folgt, darf durchaus zuversichtlich in die Zukunft blicken.

    aKTIENBAROMETER sCHWEIZ PER 13.12.2024: Die mittlere Sicht

    Die bisherigen Ausführungen basieren ausschliesslich auf der Analyse und Interpretation historischer Datenreihen. Sie blenden das aktuelle/erwartete wirtschaftliche und politische Umfeld aus. Mit dem leicht nachvollziehbaren P/E- bzw. KGV-Konzept bringe ich einen Aspekt der fundamentalen Sicht ins Spiel.

    Aufgrund der Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate rechnet sich per 13.12.2024 ein Markt-P/E (Markt-KGV) von 18.87. Entsprechend wird am CH-Aktienmarkt im Schnitt 18.87-mal der erwartete Gewinn bezahlt. Gemessen am mittleren P/E (KGV) von rund 16.0, ist der CH-Aktienmarkt rund 18,00% «zu teuer». Das Korrekturpotenzial, hin zu einem mittleren KGV von 16.0, beträgt gut 15% (16.00/18.87 –1 = –15,21%).

      Unterstellt man ein nachhaltiges Markt-P/E (Markt-KGV) für den Aktienmarkt Schweiz von 16.0, ergibt sich per 13.12.2024 ein «fairer» Indexstand für den SPI von 13'214.40 Punkten. Basierend auf einer Standardabweichung von 3.2 P/E-Punkten, rechnet sich für den SPI mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 68% eine Bandbreite von 10'571.52 bis 15'857.28 Punkten. Wie ersichtlich, notiert der SPI sehr nahe am oberen Bandende.

        Die mittlere Sicht auf Basis des KGV-Konzepts deutet an, dass die Gewinnerwartungen (Konsens-Schätzungen) das aktuelle Niveau des CH-Aktienmarkts – nach wie vor – nicht wirklich rechtfertigen. Die Konsens-Schätzungen entsprechen notabene den mittleren Gewinnerwartungen der analysierten SPI-Unternehmen. 

        aKTIENBAROMETER sCHWEIZ PER 13.12.2024: dIE KURZE sICHT

        Kreuzpunkte zwischen der 50- und der 200-Tage-Linie, 20-Tage-Volatilität

        Gleitende Durchschnitte (Moving Average, MAV) sind die vielseitigsten und am häufigsten benutzten technischen Indikatoren. Sie zeigen, ob ein Trend noch intakt ist oder ob ein alter durch einen neuen Trend abgelöst wird.

        Im Rahmen von Gesamtmarktanalysen hat die 50/200-Crossover-Regel einen hohen Stellenwert. Kreuzt die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie von unten nach oben – man spricht vom Goldenen Kreuz (Golden Cross) – ist ein Baisse-Trend zu Ende und es bahnt sich eine Hausse an. Umgekehrt (50-Tage-Linie durchstösst die 200-Tage-Linie von oben nach unten) spricht man von einem Todeskreuz (Death Cross).

        Wie das folgende Diagramm zeigt, kommen sich der 50-Tage- und der 200-Tage-Durchschnitt nah und näher. Der Abstand beträgt nur noch 34.66 SPI-Punkte (15'841.57 – 15'806.91). Es bahnt sich ein Todeskreuz an. Sollte die 50-Tage-Linie die 200-Tage-Linie tatsächlich von oben nach unten durchstossen, könnte sich eine Korrektur in Richtung 15'000 SPI-Punkte abzeichnen, schlimmstenfalls gar in Richtung 13'500 SPI-Punkte.

          Auffallend ist die aktuell sehr tiefe 20-Tage-Volatilität von 7,16%. Sie steht nicht etwa für Optimismus. Vielmehr ist sie Ausdruck einer «schleichenden» Korrektur.

          Bollinger-Bänder

          Um die gleitenden Durchschnittslinien, etwa auf Basis der letzten 20, 50 oder 200 Tage, lassen sich Bänder mit konstanten oder variablen Bandbreiten legen. Bewegungen des Basiswerts über das obere bzw. das untere Band hinaus signalisieren ein Über- bzw. Unterschiessen (overbought bzw. oversold).

          Unser Bollinger-Band signalisierte bereits im Mai/Juni 2024 ein Überschiessen (overbought). Ende Oktober hat der SPI nun auch die 200-Tage-Linie von oben nach unten durchstossen. Der SPI könnte mithin das untere Bandende von 14'960.30 Punkten anvisieren und – weil sich das Band bei sinkenden Kursen ausweitet – auch noch tiefer fallen.

            Fibonacci-Retracements

            Am 30.08.2024 stiess der SPI im Tagesverlauf auf 16'557.98 Punkte vor. Er verfehlte damit knapp das historische SPI-Tageshöchst vom 03.01.2022 mit 16'610.35 Punkten. Seither zeigt die Kursentwicklung nach Süden. Entscheidend dürfte sein, ob es dem SPI gelingt, die Marke von rund 15'900 Punkten zuzückzuerobern. Eine Korrektur in Richtung 14'900 SPI-Punkte würde mich nicht überraschen.  

              Zusammenfassung

              In der langen Sicht (Trendkanal-Konzept) notiert der SPI und mithin der Aktienmarkt Schweiz rund 4,5% unterhalb des Trendwachstums. Wirklich grosse Korrekturen wie zu Beginn des neuen Jahrtausends (–54,88%: 23.08.2000 bis 12.03.2003) oder im Kontext der Finanzmarktkrise (–53,52%: 01.06.2007 bis 19.03.2009) sind aus heutiger Sicht sehr unwahrscheinlich. Mit einem Anlagehorizont von drei Jahren hat ein Verlust von mehr als (–)15% – ausgehend vom aktuellen Indexstand – eine Wahrscheinlichkeit von rund 2,5%.

              Aus einer mittleren Optik (KGV-Konzept) rechtfertigen die Gewinnerwartungen für die kommenden 12 Monate den aktuellen Stand des SPI nicht. Das P/E von 18.87 liegt zwar noch unterhalb der kritischen Marke von 19.20. Gemessen am mittleren P/E von 16.00 beträgt das unmittelbare Korrekturpotenzial aber gut und gerne (–)15%, es sei denn, die Unternehmensgewinne legen in den kommenden Quartalen deutlich zu.

              Kurzfristig (nächste sechs Monate) ist aus charttechnischen Erwägungen das Korrekturrisiko eher hoch. Die partielle Realisierung (Mitnahme) von Kursgewinnen und/oder zwischenzeitliche Absicherungen mittels Put-Käufen oder Short-Mini-Futures machen womöglich Sinn. 

              An meiner eigenen «Strategie» – rund 50% CH-Aktien (Ziel: Dividendenrendite von mindestens 3,5%) und 50% Liquidität bzw. Festgelder – halte ich fest.

              Zizers, 16./17. Dezember 2024

              Bollinger-Bänder kurz erklärt

              Um die gleitenden Durchschnittslinien, etwa auf Basis der letzten 20, 50 oder 200 Tage, lassen sich Bänder mit konstanten oder variablen Bandbreiten legen. Bewegungen des Basiswerts über das obere bzw. das untere Band hinaus signalisieren ein Über- bzw. Unterschiessen (overbought bzw. oversold). 

              Während Prozentbänder, so etwa ein Band von +/–10%, die Bewegungen des gleitenden Durchschnitts «eins zu eins» mitmachen, verändert sich die Bandbreite der von John Bollinger in den 1980er-Jahren entwickelten Bollinger-Bänder laufend. Massgebend ist die doppelte Standardabweichung auf der Basis der absoluten Kursentwicklung über eine bestimmte Zeitperiode (z.B. 20, 50 oder 200 Tage). Legt der Basiswertkurs mehr und mehr zu, verengt sich das Band, gibt der Basiswert stark und stärker nach, weitet sich das Band aus.

              Berührt der Basiswertkurs das obere bzw. das untere Band, wird dies als Überdehnung interpretiert. Das Investment gilt als überkauft (oberes Band) bzw. als überverkauft (unteres Band). Wenn der Kurs am unteren Band abprallt und die Durchschnittslinie durchbricht, wird das obere Band zum Kursziel nach oben. Schlägt der Kurs am oberen Band an und durchstösst die Durchschnittslinie von oben nach unten, wird das untere Band zum Kursziel nach unten.

              Zizers, 13. August 2024

              fiBonacci-Retracements kurz erklärt

              Fibonacci-Retracement-Levels werden in der Technischen Analyse verwendet, um Unterstützungs- und Widerstandspunkte zu orten. Grundidee ist die simple Feststellung, dass auf jeden Aufwärtstrend (Bullenmarkt) und jeden Abwärtstrend (Bärenmarkt) über kurz oder lang eine Gegenbewegung (Korrektur) folgt. Um das Ausmass dieser Gegenbewegungen abzuschätzen, greifen Techniker gerne auf die Fibonacci-Zahlenreihe zurück. Begründer dieser Zahlenreihe ist Leonardo Pisano (ca. 1170 bis ca. 1240), genannt Fibonacci, der wohl bedeutendste Mathematiker des Mittelalters.

              Die Fibonacci-Zahlenreihe beginnt wie folgt: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, usw. Dabei gilt: 1+1=2, 1+2=3, 2+3=5, 3+5=8, 5+8=13, 8+13=21, 13+21=34, usw. Das Besondere an dieser Zahlenfolge ist, dass sie mit einem praktisch konstanten Faktor von 1.618 wächst (21÷13=1.615, 89÷55 =1.618, 144÷89=1.618, 233÷144=1.618, usw.). Auch die Division der kleineren durch die grössere Zahl ergibt einen praktisch konstanten Wert von 0.618 (55÷89= 0.618, 89÷144=0.618, usw.). Teilt man eine Fibonacci-Zahl durch die vorletzte (z.B. 144÷55), rechnet sich jeweils ein Wert von ziemlich genau 2.618. Der reziproke Wert davon ist 0.382 (z.B. 55÷144).

              Das Ausmass der Korrekturen nach einem Aufwärtstrend (siehe das Diagramm mit den Fibonacci-Retracements) wird wie folgt bestimmt: H – (H – L) x Fibonacci-Verhältniszahl. H steht für das zwischenzeitliche Höchst und L für das zwischenzeitliche Tiefst. Oft verwendete Fibonacci-Verhältniszahlen sind 0.382, 0.500 (als Zwischenwert) und 0.618. Das 50%-Niveau gilt als eines der wichtigsten Niveaus. Wird es durchbrochen, ist mit einer Fortsetzung des Auf- bzw. Abwärtstrends zu rechnen.

              Bestimmt man für den Swiss Performance Index (SPI) das jüngste Höchst mit 16'557.98  und das jüngste Tiefst mit 15'238.03 Punkten, ergibt sich das Retracement-Level bei einer Verhältniszahl von 0.236 wie folgt: 16'557.98 – (16'557.98 – 15'238.03) x 0.236) = 16'246.47. Die Retracement-Levels bei einer Verhältniszahl von 1.236 bzw. 1.618 sind 14'926.52 bzw. 14'422.30.

              Zizers, 16./17. Dezember 2024

                Voraussichtlich nächstes Update: 15. Januar 2025