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Für Erstbesucher
Lesen Sie zunächst die einführenden Erläuterungen zum Aktienbarometer Schweiz!
Meine Einschätzungen verstehen sich als Beitrag zur Meinungsbildung – nicht mehr, aber hoffentlich auch nicht weniger. Finanzmärkte im Allgemeinen und Aktienmärkte im Besonderen verhalten sich zu oft wie ungezogene Kinder. Sie halten sich nicht gerne an Regeln, auch wenn diese zuweilen durchaus vernünftig erscheinen.
Ich halte mich im Folgenden konsequent an den Swiss Performance Index (SPI). Der SPI ist bekanntlich ein Total Return Index und umfasst alle an der SIX primär kotierten Aktien (ohne Investmentgesellschaften). Er zeigt die Entwicklung des Aktienmarktes Schweiz unter der Annahme, dass die Bruttodividenden unmittelbar reinvestiert werden. Anders der SMI: Er behandelt die Dividenden ex und umfasst bloss die 20 «Grossgewichte». Das Gewicht der Titel mit dem grössten Marktwert (NESN, NOVN, ROG) beträgt je maximal 18%.
Am Donnerstag, 09.04.2020, schloss der SPI mit 11'561.53 Punkten. Gemessen am «neutralen» Wert (Mittelwert) meines Trendkanals von aktuell 11'423.31 Punkten, entspricht dies einer marginalen «Überbewertung» von 1,21%.
Der Erwartungswert per 31.12.2020 beträgt 12'067.30 SPI-Punkte. Gemessen am SPI per 31.12.2019 von 12'837.50 Punkten, entspricht dies einer erwarteten Jahresrendite 2020 von –6,00%. Die theoretische Wahrscheinlichkeit (WS) einer SPI-Jahresschlussnotierung von weniger als 10'000 Punkten beträgt 16,30%, jene von weniger als 9'000 Punkten 7,25% und jene von weniger als 8'000 Punkten rund 2,5%.
Bei einem Anlagehorizont von fünf Jahren ist die WS einer Minusrendite rund 17,5% und bei einem Anlagehorizont von zehn Jahren rund 9,5%. Andersherum: Die WS, mit einem diversifizierten CH-Aktienportfolio nach fünf Anlagejahren (31.12.2024) eine positive Rendite zu erzielen, ist 82,5% und nach zehn Anlagejahren (31.12.2029) 90,5%. Die WS einer mittleren Jahresrendite von mehr als 5% ist nach fünf Jahren gut 63% (63,3%) und nach zehn Jahren gut 68% (68.5%).
Wer wirklich langfristig unterwegs ist und darauf vertraut, dass es so etwas wie einen nachhaltigen Kurstrend gibt, lässt sich von den aktuellen Turbulenzen und Unwägbarkeiten nicht beirren!
Auf prozentualer Basis wird deutlich(er), wie stark mein TK-Aktienbarometer in den letzten 50 Tagen ausgeschlagen hat. Am 19. Februar 2020 ergab sich eine Überbewertung (Korrekturpotential) von 16,66%. 34 Tage später, am 23. März 2020, eine Unterbewertung (Erholungspotential) von 13,90% an. Am 09. April 2020 signalisiert mein TK-Aktienbarometer «Normalität».
Zwischenergebnis: Aktuell notiert der Aktiemarkt Schweiz auf einem Niveau, das man in der langen Sicht als «fair» bewerten kann. Mit einem Anlagehorizont von fünf und mehr Jahren spricht für risikotolerante Investoren wenig gegen Aktien. Risikotoleranz bedeutet dabei die Fähigkeit, zwischenzeitliche Verluste von 30% bis 40% psychisch und wirtschaftlich (finanziell) zu verkraften!
Aufgrund der Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate rechnet sich per 09.04.2020 ein Markt-P/E (Markt-KGV) von 17.77. Entsprechend wird am CH-Aktienmarkt im Schnitt rund 17.8-mal der erwartete Gewinn bezahlt. Gemessen am mittleren P/E (KGV) von rund 16.0 ist der CH-Aktienmarkt zurzeit (09.04.2020) mit rund 11% (11,06%) «überbewertet». Das Korrekturpotential rechnet sich mit rund 10% (9,96%).
Zur Erinnerung: Am 12.03.2020 ergab sich noch ein Markt-P/E von 14.52. Der Sprung auf das aktuelle P/E von 17.77 ist zwei Effekten geschuldet. Zum einen hat der SPI um 13,97% zugelegt (von 10'144.29 auf 11'561.53). Zum andern haben die Analysten die Gewinnerwartungen, ausgedrückt in SPI-Punkten, um fast 7% (6,86%) reduziert.
Unterstellt man ein nachhaltiges Markt-P/E (Markt-KGV) für den Aktienmarkt Schweiz von 16.0, ergibt sich per 09.04.2020 ein «fairer» Indexstand für den SPI von 10'411.20 Punkten. Basierend auf einer Standardabweichung von 3,20 P/E-Punkten rechnet sich für den SPI mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 68% eine Bandbreite von 8'328.96 bis 12'493.44 Punkten.
Zwischenergebnis: Geht man davon aus, dass die Pandemie ihren Höhepunkt bald erreicht (USA) oder schon überschritten (Europa) hat, ist verhaltene Zuversicht angesagt. Wie gross der wirtschaftliche Schaden letztendlich ausfallen wird, ist allerdings noch schwer abschätzbar. Was den Aktienmarkt Schweiz betrifft, rechne ich damit, dass die Gewinnerwartungen der Analysten für die kommenden 12 Monate noch zu hoch sind. Die Öffnung der Geldschleusen (Notenbanken, Staaten) ist zwar ein willkommenes Notpflaster... Soll die Wirtschaft wirklich wieder Tritt fassen, muss ihr dies aus eigener Kraft gelingen. Konkret: Die geld- und finanzpolitischen Notpflaster müssen so rasch wie möglich wieder entfernt werden.
Auf der Basis von Tageshöchst- und Tagestiefstkursen ist der SPI vom 20. Februar 2020 bis zum 16. März 2020 um 31,17% eingebrochen!!! Ausdruck dieser rasanten Talfahrt waren ausgesprochen hohe Tagesschwankungen. Am Donnerstag, 12. März , notierte das Tagestiefst fast 10% (9,94%) unter dem Tageshöchst. Am Freitag, 13. März, waren es 7,81% und am Montag, 16. März, 8,62%. In der «Hitparade» der grössten SPI-Tagesschwankungen seit Anfang 1996 reicht dies für die Plätze 2, 5 und 3!!!
Bis zum 09.04.2020 hat sich der SPI wieder deutlich erholt. Auffallend sind dabei die zunächst noch hohen Tagesschwankungen, die sich nach und nach abgeschwächt haben. Aktuell macht es den Anschein, als teste der SPI den Widerstand bei rund 11'800 SPI-Punkten. Sollte der Durchbruch nicht gelingen und sich in der Folge erneut Ernüchterung breit machen, kann es gut sein, dass der SPI nochmals deutlich unter 10'000 Punkte korrigiert.
Wie das folgende Diagramm zeigt, ist die Nervosität am CH-Aktienmarkt nach wie vor ausgesprochen hoch. Die 20-Tage-Volatilität per 09.04.2020 von über 40% ist ein Beleg dafür.
Die hohe Volatilität schlägt auch auf die Breite meines 50/50-Bollinger-Bandes durch. Eine zwischenzeitliche Korrektur in Richtung unteres Bandende wäre nicht wirklich eine Überraschung.
Die lange, mittlere und kurze Sicht zeigen kein einheitliches Bild. In der langen Sicht (Trendkanal-Konzept) scheint der Aktienmarkt Schweiz realistisch (fair) bewertet. Das stimmt grundsätzlich zuversichtlich. Anders die mittlere und die kurze Sicht: Die mittlere Sicht (P/E-Konzept) signalisiert ein Korrekturpotenzial (hin zu einer neutralen Bewertung) von rund 10%. Werden die Gewinnerwartungen um weitere 5% nach unten korrigiert, rechnet sich ein Korrekturpotenzial von 15%! Die kurze Sicht deutet an, dass es sich bei der jüngsten Erholung um eine Bärenmarkt-Rally handeln könnte. Die März-Tiefst könnten demnach noch einmal getestet werden.
Ich halte an meiner Empfehlung fest, derzeit und bis auf weiteres ein «paar Franken» in die Absicherung zu investieren. Short-Mini-Futures eignen sich dazu besonders gut. Put-Optionen sind immer noch viel zu teuer. Eine Alternative wäre das Schreiben von Call-Optionen.
Zizers, 13./14. April 2020
Nächstes Update: 25. Mai 2020