Für Erstbesucher

Lesen Sie zunächst die einführenden Erläuterungen zum Aktienbarometer Schweiz!

Zizers, 05. April 2024

Max Lüscher-Marty

Vorbemerkung

Meine Einschätzungen verstehen sich als Beitrag zur Meinungsbildung – nicht mehr, aber hoffentlich auch nicht weniger. Finanzmärkte im Allgemeinen und Aktienmärkte im Besonderen verhalten sich zu oft wie ungezogene Kinder. Sie halten sich nicht gerne an Regeln, auch wenn diese zuweilen durchaus vernünftig erscheinen.

Ich halte mich im Folgenden an den Swiss Performance Index (SPI). Der SPI ist ein Total Return Index und umfasst alle (rund 215) an der SIX primär kotierten Aktien (ohne Investmentgesellschaften). Er zeigt die Entwicklung des Aktienmarkts Schweiz unter der Annahme, dass die geleisteten Bruttodividenden unmittelbar reinvestiert werden.

eRSTES qUARTAL 2024 Performt MIT BEACHTLICHEN 5,98%

Am 29. Dezember 2023 schloss der SPI mit 14'571.23 Punkten und einer Jahresrendite 2023 von 6,09%.  Am Donnerstag, 28. März 2024, notierte der SPI bei Börsenschluss mit 15'442.86 Punkten und mithin 817.63 Punkte bzw. 5,98% höher als drei Monate zuvor. In den 36 «Vollzeitjahren» des SPI weisen nur 12 Start-Quartale (Q1) eine höhere Rendite aus, allen voran das Jahr 1998 mit einer Q1-Rendite von 21,00%! Bis Ende Jahr waren es dann allerdings «nur noch» 15,37%. Hervorzuheben sind auch die Jahre 1997 (Q1: 17,29%, Jahr: 55,19%!), 1991 (Q1: 16,60%, Jahr: 15,91%) und 2013 (Q1: 15,15%, Jahr: 24,60%). 

Wie ist der Start ins neue Jahr gesamthaft einzuordnen und was darf aus historischer Sicht bis Ende Jahr erwartet werden? Hinweise darauf liefern die mittleren SPI-Monatsrenditen für die Jahre 1988 bis 2023.

Wie das folgende Diagramm zeigt, ist das erste Quartal 2024 im Vergleich zum mittleren Jahresverlauf deutlich im Vorsprung. Dazu beigetragen hat vor allem die starke März-Rendite von 3,94%. Sie liegt deutlich über der mittleren März-Performance von 1,43%. 

Der März ist der zweitbeste Börsenmonat in der Geschichte des SPI und wir stehen am Anfang des Spitzenmonats April mit einer mittleren Performance von 2,28%. Ist das Grund genug, um zuversichtlich in die kurze Zukunft zu schauen?

Wenn ich heute Freitagnachmittag, 05. April 2024, aufs Börsentableau blicke, leuchten alle SMI-Titel rot. Aufkommende Ängste, wonach es in den USA im laufenden Jahr keine Zinsschritte nach unten geben könnte, sind der Hauptgrund dafür. Steht uns womöglich das Ende der «Börsen-Party» bevor?

Angesichts der SPI-Historie sehe ich für den Monat April keine grosse Gefahr. Wie Figura zeigt, ist der April kein Crash-Monat. Die tiefste April-Rendite aus dem Jahr 1990 liegt bei «bloss» (–)3,29%. Das ist Platz 1 in der «Minus-Hit-Parade». Und auch nach oben (Höchstrendite 2003: 12,24%) macht der April gute Figur. Weniger Zuversicht ist für Mai bis August/September angesagt: Monat für Monat indiziert die SPI-Geschichte tiefere Höchst-Renditen – und auf der Gegenseite Monat für Monat tiefere Tiefst-Renditen.

aktienbarometer Schweiz per 31.03.2024: Die lange Sicht

Am Donnerstag, 28. März 2024, schloss der SPI mit 15'442.86 Punkten. Das sind minime 7.11 Punkte bzw. 0,05% über dem «neutralen» Wert (Mittelwert) meines Trendkanals von aktuell 15'435.75 SPI-Punkten. Mit anderen Worten: Gemessen am Trendkanal-Konzept ist der CH-Aktienmarkt «fair» bewertet. Der Erwartungswert (Mittelwert) meines Trendkanals per Ende Jahr (31.12.2024) beträgt 16'340.04 SPI-Punkte.

Das folgende Diagramm bestätigt den Befund eines «fair» bewerteten CH-Aktienmarkts:  

    Wer wirklich langfristig denkt, darf recht «gelassen» in die Zukunft blicken. Wie der obige Chart zeigt, braucht es aber auch auf diesem Niveau zuweilen gute Nerven!

    aKTIENBAROMETER sCHWEIZ PER 31.03.2024: Die mittlere Sicht

    Die bisherigen Ausführungen basieren ausschliesslich auf der Analyse und Interpretation historischer Datenreihen. Sie blenden das aktuelle/erwartete wirtschaftliche und politische Umfeld aus. Mit dem leicht nachvollziehbaren P/E- bzw. KGV-Konzept bringe ich einen Aspekt der fundamentalen Sicht ins Spiel.

    Aufgrund der Gewinnschätzungen für die kommenden 12 Monate rechnet sich per Ende März 2024 ein Markt-P/E (Markt-KGV) von 19.76. Entsprechend wird am CH-Aktienmarkt im Schnitt 19.76mal der erwartete Gewinn bezahlt. Gemessen am mittleren P/E (KGV) von rund 16.0, ist der CH-Aktienmarkt 23,50% «zu teuer». Das Korrekturpotenzial, hin zu einem mittleren KGV von 16.0, beträgt (–)19%! 

      Unterstellt man ein nachhaltiges Markt-P/E (Markt-KGV) für den Aktienmarkt Schweiz von 16.0, ergibt sich per 31. März 2024 ein «fairer» Indexstand für den SPI von 12'507.47 Punkten. Basierend auf einer Standardabweichung von 3.2 P/E-Punkten, rechnet sich für den SPI mit einer Wahrscheinlichkeit von rund 68% eine Bandbreite von 10'005.98 bis 15'008.97 Punkten. Wie ersichtlich, ist der SPI nach oben ausgeschert.

        Die mittlere Sicht auf Basis des KGV-Konzepts deutet an, dass die Gewinnerwartungen (Konsens-Schätzungen) das aktuelle Niveau des CH-Aktienmarkts nicht wirklich rechtfertigen. Die Konsens-Schätzungen entsprechen notabene den mittleren Gewinnerwartungen der analysierten SPI-Unternehmen. 

        aKTIENBAROMETER sCHWEIZ PER 31.03.2024: dIE KURZE sICHT

        Gleitende Durchschnitte (Moving Average, MAV) sind die vielseitigsten und am häufigsten benutzten technischen Indikatoren. Sie zeigen, ob ein Trend noch intakt ist oder ob ein alter durch einen neuen Trend abgelöst wird.

        Um die gleitenden Durchschnittslinien, etwa auf Basis der letzten 20, 50 oder 200 Tage, lassen sich Bänder mit konstanten oder variablen Bandbreiten legen. Bewegungen des Basiswerts über das obere bzw. das untere Band hinaus signalisieren ein Über- bzw. Unterschiessen (overbought bzw. oversold). Ein besonders interessanter Ansatz sind die Bollinger-Bänder (siehe die Rubrik «kurz erklärt» weiter unten):

          Per 31. März 2024 notiert der SPI leicht ausserhalb der oberen (grünen) Bollinger-Linie. Das deutet auf einen überkauften Markt (overbought) hin und mahnt zur Vorsicht. Was für alle Indikatoren (technisch oder fundamental) gilt, trifft auch hier zu: Signale funktionieren zuweilen gut und zuweilen auch nicht. Wenn man das obige Diagramm näher anschaut, funktionier(t)en die Wiedereinstiegs-Signale (oversold) erstaunlich gut. Die Ausstiegs-Signale (overbought) kamen dagegen mehr als einmal zur Unzeit.

            Seit dem jüngsten Tiefst vom 23. Oktober 2023 (13'451.76) befindet sich der SPI im Aufwärtstrend. Am 12. März 2024 hat der SPI das alte Hoch vom 15. Mai 2023 (15'314.62) erstmals überwunden. Aktuell scheint der Lift nach oben ins Stocken geraten. Das ist beim Erreichen von Fibonacci-Marken (siehe die Rubrik «kurz erklärt» weiter unten) nicht untypisch. Sollten die Zinssignale aus den USA demnächst wieder nach unten zeigen, ist für April/Mai ein Anstieg auf rund 15'750 SPI-Punkte sehr gut möglich. Andernfalls müssen wohl die Fibonacci-Marken von rund 14'875 oder gar 14'600 ins Auge gefasst werden. Ein Fall unter das letzte Tief (13'451.76) erscheint eher unwahrscheinlich.

            Zusammenfassung

            Aus einer langen Optik (Trendkanal-Konzept) ist der Aktienmarkt Schweiz «fair» bewertet. Wer wirklich langfristig denkt, kann über eventuelle Einbrüche von 10% bis 20% «entspannt» hinwegsehen. 

            Aus einer mittleren Optik (KGV-Konzept) sind die Gewinnerwartungen für die kommenden 12 Monate und der aktuelle Stand des SPI nicht im Einklang. Das Korrekturpotential ist hoch (bis gegen 20%).

            Kurzfristig (April/Mai) ist aus historischer Sicht (mittlerer Jahresverlauf) eher eine Seitwärtsbewegung zu erwarten. Der Sommer könnte allerdings die eine oder andere Enttäuschung bereithalten. Darauf dürfte auch das Ausstiegs-Signal im Bollinger-Chart, aber auch die Widerstandslinie von ca. 15'300 SPI-Punkten im Fibonacci-Chart hindeuten.

            An meiner eigenen «Strategie» (40% bis 45% CH-Aktien, 55% bis 60% Liquidität) halte ich fest, ebenso an der Favorisierung von Value-Titeln im Allgemeinen und starken Dividendentiteln im Besonderen.

            Zizers, 05. April 2023

            Bollinger-Bänder kurz erklärt

            Um die gleitenden Durchschnittslinien, etwa auf Basis der letzten 20, 50 oder 200 Tage, lassen sich Bänder mit konstanten oder variablen Bandbreiten legen. Bewegungen des Basiswerts über das obere bzw. das untere Band hinaus signalisieren ein Über- bzw. Unterschiessen (overbought bzw. oversold). 

            Während Prozentbänder, so etwa ein Band von +/–10%, die Bewegungen des gleitenden Durchschnitts «eins zu eins» mitmachen, verändert sich die Bandbreite der von John Bollinger in den 1980er-Jahren entwickelten Bollinger-Bänder laufend. Massgebend ist die doppelte Standardabweichung auf der Basis der absoluten Kursentwicklung über eine bestimmte Zeitperiode (z.B. 20, 50 oder 200 Tage). Legt der Basiswertkurs mehr und mehr zu, verengt sich das Band, gibt der Basiswert stark und stärker nach, weitet sich das Band aus.

            Berührt der Basiswertkurs das obere bzw. das untere Band, wird dies als Überdehnung interpretiert. Das Investment gilt als überkauft (oberes Band) bzw. als überverkauft (unteres Band). Wenn der Kurs am unteren Band abprallt und die Durchschnittslinie durchbricht, wird das obere Band zum Kursziel nach oben. Schlägt der Kurs am oberen Band an und durchstösst die Durchschnittslinie von oben nach unten, wird das untere Band zum Kursziel nach unten.

            Zizers, 05. April 2024

            fiBonacci-Retracements kurz erklärt

            Fibonacci-Retracement-Levels werden in der Technischen Analyse verwendet, um Unterstützungs- und Widerstandspunkte zu orten. Grundidee ist die simple Feststellung, dass auf jeden Aufwärtstrend (Bullenmarkt) und jeden Abwärtstrend (Bärenmarkt) über kurz oder lang eine Gegenbewegung (Korrektur) folgt. Um das Ausmass dieser Gegenbewegungen abzuschätzen, greifen Techniker gerne auf die Fibonacci-Zahlenreihe zurück. Begründer dieser Zahlenreihe ist Leonardo Pisano (ca. 1170 bis ca. 1240), genannt Fibonacci, der wohl bedeutendste Mathematiker des Mittelalters.

            Die Fibonacci-Zahlenreihe beginnt wie folgt: 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144, usw. Dabei gilt: 1+1=2, 1+2=3, 2+3=5, 3+5=8, 5+8=13, 8+13=21, 13+21=34, usw. Das Besondere an dieser Zahlenfolge ist, dass sie mit einem praktisch konstanten Faktor von 1.618 wächst (21÷13=1.615, 89÷55 =1.618, 144÷89=1.618, 233÷144=1.618, usw.). Auch die Division der kleineren durch die grössere Zahl ergibt einen praktisch konstanten Wert von 0.618 (55÷89= 0.618, 89÷144=0.618, usw.). Teilt man eine Fibonacci-Zahl durch die vorletzte (z.B. 144÷55), rechnet sich jeweils ein Wert von ziemlich genau 2.618. Der reziproke Wert davon ist 0.382 (z.B. 55÷144).

            Das Ausmass der Korrekturen nach einem Abwärtstrend (siehe das Diagramm mit den Fibonacci-Retracements) wird wie folgt bestimmt: L + (H – L) x Fibonacci-Verhältniszahl. H steht für das zwischenzeitliche Höchst und L für das zwischenzeitliche Tiefst. Oft verwendete Fibonacci-Verhältniszahlen sind 0.382, 0.500 (als Zwischenwert) und 0.618.

            Bestimmt man für den Swiss Performance Index (SPI) das jüngste Tiefst mit 13'451.75 und das letzte Höchst mit 15'314.62 Punkten, ergibt sich das Retracement-Level bei einer Verhältniszahl von 0.618 wie folgt: 15'314.62 – (15'314.62 –13'451.75) x 0.618) = 14'603.00. Die Retracement-Levels bei einer Verhältniszahl von 0.500 bzw. 0.382 sind 14'383.19 bzw. 14'163.37.

            Das 50%-Niveau gilt als eines der wichtigsten Niveaus. Wird es durchbrochen, ist mit einer Fortsetzung des Auf- bzw. Abwärtstrends zu rechnen.

            Zizers, 05. April 2024

              Voraussichtlich nächstes Update: 06. Mai 2024